Licht ist lebensnotwendig. Das ist in der Natur überall zu beobachten. Pflanzen zum Beispiel, die nicht genug Licht bekommen, gehen ein. Auch der Mensch braucht Licht zum Leben – und zwar Tageslicht. Das ist aus medizinischer Sicht unumstritten.
Krankheitsbilder wie die so genannte Winterdepression entstehen auch infolge Lichtmangels. Vor diesem Hintergrund ist der Befund des Bundesverbandes Flachglas (BF) ernüchternd: „Auch im Jahr 2019 gleichen noch viele Wohn- und Geschäftshäuser eher Dunkelkammern als Lichtoasen.“
„Sick-Building-Syndrom“
Wintergärten vergrößern den Wohnbereich und verbessern den Lichteintrag erheblich. Foto: © VFF / TMP Fenster + TürenDas „Sick-Building-Syndrom“ wird ebenfalls nicht zuletzt durch zu wenig Tageslicht und zu viel Kunstlicht begünstigt – ein klassisches Bild in vielen Bürogebäuden. Das „Sick-Building-Syndrom“ beschreibt den Umstand, dass Menschen, die in Büroräumen arbeiten, sich nach längerem Aufenthalt am Arbeitsplatz krank fühlen.
Meist klingen diese Beschwerden nach kurzer Zeit ab, wenn die Betroffenen das fragliche Gebäude verlassen haben. Gegenüber Tageslicht birgt Kunstlicht Nachteile, weil es in der Regel eine niedrigere Beleuchtungsstärke und eine andere spektrale Zusammensetzung hat. Unter ungünstigen Lichtverhältnissen leiden Menschen schneller unter Ermüdungserscheinungen, Kopfschmerzen oder Konzentrationsschwäche.
Die Beschwerden verstärken sich, je weiter der Arbeitsplatz im Rauminneren und damit von Fenstern entfernt liegt. Ausreichend Tageslicht ist zudem essentiell für den Vitamin-D-Haushalt. Vitamin D hilft dem Körper, Calcium aus der Nahrung aufzunehmen, und ist somit wichtig für Knochenbildung und Knochenstabilität.
„Initiative Tageslicht“ gestartet
Diese und weit mehr Fakten zum Zusammenhang von Tageslicht, Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden finden sich auf der Website www.initiative-tageslicht.de. Sie ist das Infoportal der gleichnamigen Initiative, die der Bundesverband Flachglas gestartet hat. Sie will zeigen, wie moderne Verglasungen die Tageslichtversorgung in Wohn- und Bürogebäuden entscheidend verbessern können.
„Mit der mehrjährigen Initiative wollen wir den Sinn und Zweck moderner Verglasungen beim Endkunden noch bekannter machen und ihm zeigen, was alles mit diesem in jeder Hinsicht effizienten und faszinierenden Material möglich ist“, so BF-Hauptgeschäftsführer Jochen Grönegräs zum Kerngedanken der im letzten Jahr gestarteten Kampagne.
Gesetzliche Anforderungen reichen nicht aus
Zu wenig Licht am Arbeitsplatz mindert das Leistungsvermögen und die Konzentrationsfähigkeit. Mit Rollos oder anderen Sonnenschutz-Maßnahmen lässt sich der Lichteintrag gut regulieren. Foto: © Bundesverband Sonnenschutztechnik / SattlerDass Handlungsbedarf besteht, zeigen die Ergebnisse einer 2017 veröffentlichten Studie, die die Initiative GutesWohnen in Auftrag gegeben hat. Das Beratungsunternehmens Ecofys kommt darin zu dem Schluss, dass viele Wohngebäude in Deutschland unzureichend mit Tageslicht versorgt werden. Die Autoren stellen fest, dass die gesetzlichen Anforderungen an die Tageslichtversorgung von Gebäuden weit hinter den tatsächlichen Erfordernissen zurückbleiben.
Da Menschen bis zu 90 Prozent ihrer Zeit in geschlossenen Räumen verbringen, müsse die ausreichende Versorgung mit Tageslicht bei künftigen Planungen und Sanierungen von Wohngebäuden eine deutlich größere Rolle spielen.
Laut der Musterbauordnung müssen die Fensterflächen eines Raumes mindestens ein Achtel der Grundfläche betragen, so die Ecofys-Experten. Stattdessen werde laut der Studie in einem typischen innerstädtischen Mehrfamilienhaus gerade einmal ein Drittel des von Fachleuten empfohlenen Tageslichts erreicht. Die Autoren schlagen vor, die vorgeschriebene Fensterfläche für Neubauten zu verdoppeln, also auf ein Viertel der Grundfläche zu erhöhen.
Tageslichtnorm erschienen
Ein Schritt in die richtige Richtung ist sicherlich, dass in diesem Jahr erstmals eine Norm speziell zu diesem Thema erschienen ist: In der neuen europäischen Norm EN 17037 „Daylight of Buildings“, die in Deutschland als DIN EN 17037 „Tageslicht in Gebäuden“ übernommen wird, gibt es jetzt erstmalig europaweit anwendbare Empfehlungen für die Tageslichtversorgung und die Tageslichtqualität.
Darauf weist die Deutsche Lichttechnische Gesellschaft e.V. (LiTG) hin. Die Norm führt in Teilen neue Kriterien, Bewertungsansätze und Empfehlungen zur Tageslichtversorgung, zum Ausblick, zur Sonnenlichtexposition und zur Blendung durch Tageslicht ein.
Mehr Glas = mehr Tageslicht
Flexible Sonnenschutz-Lösungen, zum Beispiel Markisen, tragen dazu bei, ein Aufheizen der Räume durch sommerliche Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Foto: © Bundesverband Sonnenschutztechnik / SattlerJenseits von gesetzlichen und normativen Vorgaben gibt es schon heute vielfältige Möglichkeiten, mehr Tageslicht ins Gebäude zu lassen.
„Bei einer Modernisierung kann die Brüstung abgesenkt werden, ein Wintergarten bringt neben mehr Licht auch mehr Wohnraum ins bzw. ans Haus, Glastrennwände transportieren Licht in den Innenbereich, Dachverglasungen sorgen für Licht von oben, und Glastüren können ebenfalls mehr Licht in sonst dunkle Bereiche einer Immobilie bringen“, empfiehlt zum Beispiel der Bundesverband Flachglas.
Winterlicher Energiegewinn, sommerlicher Energieüberschuss
Große Glas- und Fensterflächen bringen nicht nur Tageslicht, sondern verbessern auch die Energiebilanz des Gebäudes, betont der Verband Fenster + Fassade (VFF): „Sonnenstrahlen erwärmen durch das Glas hindurch die dahinter liegenden Räume, ohne dass die Heizung angestellt werden muss. Das ist im Frühjahr, Herbst und Winter ein wunderbarer und willkommener Effekt, der dank der guten Wärmedämmung moderner Fenster und Fassaden über viele Stunden anhält.
„Nur im Sommer, wenn die Sonneneinstrahlung immer stärker wird, ist dieser Effekt unerwünscht. Denn: „Ein unbeschattetes Fenster mit einer Größe von zwei Quadratmeter heizt mit 1 bis 1,5 kW“, erklärt der Bundesverband Sonnenschutztechnik aus Österreich.
Tageslicht smart steuern
Doch die Branche hat hier effektive Lösungen parat. Moderne Isoliergläser reflektieren dank einer hauchdünnen, praktisch unsichtbaren Metallbeschichtung auf der Scheibe in hohem Maße die Wärmestrahlen der Sonne, lassen aber einen hohen Anteil natürlichen Tageslichts ins Rauminnere passieren.
Genug Tageslicht ist essentiell für Gesundheit und Wohlbefinden. Moderne Verglasungen sorgen auch in geschlossenen Räumen für optimale Lichtverhältnisse. Foto: © VFF / UniglasParallel dazu empfehlen Experten zusätzliche Verschattungslösungen, etwa in Form von Rollläden, Raffstoren oder Markisen, die in großer baulicher und gestalterischer Vielfalt zur Verfügung stehen.
Dabei gilt die Devise: „Effektiver Sonnenschutz wird vor dem Fenster montiert“, unterstreicht der Bundesverband Sonnenschutztechnik. Werde raumseitig beschattet, sei die Sonnenenergie schon im Raum und könne kaum wieder nach außen abgestrahlt werden.
Sonnenschutz bedeutet Klimaschutz
Smarte Steuerungen sorgen dafür, dass moderne Sonnenschutzanlagen auf Sonneneinstrahlung, Außen- und Innentemperatur, Wind und Regen reagieren und selbstständig in Position gehen. Zudem lassen sie sich problemlos in Smart-Home-Systeme einbinden und bequem über das Smartphone oder Tablet automatisieren.
So bleibt die wichtige Tageslichtversorgung stets gewährleistet. Nebenbei lässt sich im Sommer der Bedarf an Energie für das Kühlen von Gebäuden auf nahezu Null reduzieren. Sonnenschutz bedeutet hier also auch Klimaschutz.
Das Wichtigste in Kürze
- Zu wenig Tageslicht kann gesundheitliche Probleme verursachen
- Viele Wohngebäude in Deutschland sind unzureichend mit Tageslicht versorgt
- Experten fordern Erhöhung der vorgeschriebenen Fensterfläche für Neubauten auf ein Viertel der Grundfläche
- Neue „Tageslichtnorm“ gibt europaweit anwendbare Empfehlungen
- Glas im und am Gebäude bringt mehr Licht in die Räume
- Moderne Sonnenschutz-Lösungen regulieren Licht- und Wärmeeintrag
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